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Bild-Slideshow

Von Vampiren und Künstlicher Intelligenz

By Marcel Kückelhaus
June 20, 2025

Das Bild zeigt eine Darstellung eines von KI generierten Bildes eines kleines Dorfes. Die Häuser bestehen aus Steinblöcken und Reetdächern, in der Ferne sieht man einen Kirchturm. Die Szene ist etwas düster, schwarze Vögel fliegen über den Dächern. Die Häuser liegt im Schatten, die hinteren Häuser verlieren sich ein einem Grau, fast wie einem Nebel, der sich über die Gebäude legt. Der grobe Weg, der sich durch das Dorf schlängelt ist leer, keine Person ist zu sehen. Die Darstellung hat etwas holzschnittartiges oder gar scherenschnittartiges. Mit KI generiertes Bild. Verwendetes Programm: midjourney

Die folgenden Slides sind eine erzählerische Darstellung eines Vortrags, den ich im Januar 2024 bei der Montagskonferenz des Instituts für Übersetzen und Dolmetschen der Universität Heidelberg gehalten habe. Diese Erzählung basiert auf der Dissertationsschrift von Bernhard Unterholzner Die Erfindung des Vampirs: Mythenbildung zwischen populären Erzählungen vom Bösen und wissenschaftlicher Forschung. Bei der Lektüre dieses Buchs fällt auf, dass sowohl bestimmte Merkmale des Vampirdiskurses als auch der Prozess seiner Mythisierung dem gegenwärtigen Diskurs über Künstliche Intelligenz und deren Mythisierung in mehrfacher Hinsicht ähneln. Diese Parallelen werde ich in zwei Teilen aufzeigen. Der zweite Teil folgt bald!

Transparenzhinweis: Alle Bilder sind mit generativer KI konstruierte Bilder. Verwendet wurde dafür midjourney. Inspiriert wurde der Stil von traditionellem Schattenspiel.

Folie 1 - Titel: Von Vampiren und Künstlicher Intelligenz. Das Bild zeigt eine Darstellung eines kleines Dorfes (KI generiert). Die Häuser bestehen aus Steinblöcken und Reetdächern, in der Ferne sieht man einen Kirchturm. Die Szene ist etwas düster, schwarze Vögel fliegen über den Dächern. Die Häuser liegt im Schatten, die hinteren Häuser verlieren sich ein einem Grau, fast wie einem Nebel, der sich über die Gebäude legt. Der grobe Weg, der sich durch das Dorf schlängelt ist leer, keine Person ist zu sehen. Die Darstellung hat etwas holzschnittartiges oder gar scherenschnittartiges.
Folie 1 – Von Vampiren und Künstlicher Intelligenz
Folie 2 - Auf der rechten Seite ist ein Scherenschnitt eines Mannes mit markanter Nase. Auf der linken Seite steht der Text: Winter 1725: Kameralprovisor Frombald, Beamter der Wiener Zentralverwaltung, wird nach Kisolova gerufen, einem Dorf in Serbien, das von 1718 bis 1739 in Habsburger Hand liegt. In diesem Dorf soll es innerhalb kürzester Zeit mehrere plötzliche und unerklärliche Todesfälle gegeben haben. Der Verdächtige: Ein Mann, der kurz zuvor beerdigt worden war. Sein Name: Petar Blagojević. Der Wiener Beamte lässt den Mann ausgraben und hält in seinem Bericht Folgendes fest:
Folie 2 – Winter 1725
Folie 3 - Auf der linken Seite liegt im Halbschatten ein Vampir mit geschlossenen Augen. Ebenfalls im Stil des Scherenschnitts oder des Schattenspiels. Auf der rechten Seite der Text: Die Haare und Nägel des Mannes sind allem Anschein nach in der Zeit zwischen seinem Begräbnis und seiner Ausgrabung gewachsen. Man kann erkennen, dass sich unter der alten Haut neue gebildet hat. Sein Gesicht, seine Gliedmaßen, ja sein ganzer Körper sind in einem derart guten Zustand, wie sie in seinen Lebzeiten nicht besser hätten sein können. Nicht ohne Erstaunen musste ich feststellen, dass sich im Mund des Mannes frisches Blut befand. Dies stimmt mit der Aussage der Bewohner überein, dass den Opfern Blut ausgesogen wurde. Ich schließe also, dass jegliche Indizien vorhanden sind, die man dem Vampir zuschreibt. Dieser Text sollte einige Jahre später den Diskurs anheizen und große Verbreitung finden.
Folie 3 – Bericht Frombalds
Folie 4 - Auf der linken Seite im Stil des Scherenschnitts oder des Schattenspiels ein Mann, dessen Silhouette man nur erkennt. Er hält einen Brief in der Hand. Auf der rechten Seite der Text: Frühjahr 1732: Die Nürnberger Zeitschrift Commercium Litterarium druckt einen Brief des Wiener Korrespondenten, Johann Friedrich Glaser, der von beunruhigenden Vorgängen an den Rändern der Habsburgermonarchie berichtet. In diesem Brief informiert Glasers Sohn, dass in dem Dorf Medvedja, nicht unweit von Belgrad, seit einiger Zeit eine Seuche grassiere. „Ganz normal bestatte Tote erheben sich aus ihren unbeschädigten Gräbern“, schreibt er, „und töten Lebendige. Diese ihrerseits tot und bestattet, erheben sich gleichermaßen und töten wiederum andere. Dies geschieht auf folgende Weise: Die Toten greifen nachts die Schlafenden an und saugen ihnen Blut aus, sodass alle am dritten Tag sterben. Für dieses Übel wurde bisher kein Heilmittel gefunden.
Folie 4 – Frühjahr 1732
Folie 5 - Auf der rechten Seite im Stil des Scherenschnitts oder des Schattenspiels ein Mann, der an einem Fluss steht und Asche in das Wasser wirft. Im Hintergrund erkennt man ein paar verdorrte Äste. Auf der linken Seite der Text: Glaser reagiert auf den Volksglauben eher skeptisch. Die Wiener Verwaltung beschließt jedoch, um die serbischen Bürger zu beruhigen, eine ausführlichere Untersuchung anzuordnen und schickt Regimentsfeldscher Johann Flückinger nach Medvedja. Dieser nimmt sich der von den Anwohnern vorgeschlagenen Behandlung der Toten, die als Vampire identifiziert werden, an, schlägt ihnen die Köpfe ab, verbrennt ihre Körper und verstreut die Asche im Fluss. 
Es sind diese beiden Berichte, die 1732 in zwei europaweit vertriebenen wissenschaftlich-unterhaltenden Zeitschriften veröffentlicht wurden. Eine davon auf Deutsch, die andere auf Französisch.
Folie 5 – Johann Flückinger verbrennt die Verstorbenen
Folie 6 - Auf der rechten Seite im Stil des Scherenschnitts oder des Schattenspiels Zwei Kinder, die auf einem Friedhof spielen. Hinter ihnen scheint sich ein Baum zu ihnen hinab zu beugen. Sein verdorrter Stamm ähnelt einem Menschen und löst sich im Hintergrund in einen Schwarm Fledermäuse auf.  Auf der linken Seite der Text:Nun wäre es leicht, unsere Vorfahren als medizinische Stümper und Leichtgläubige darzustellen, doch wäre das Unrecht. Denn zwar ist es wahr, dass Ärzte zu jener Zeit Leichen vor allem auf Schlachtfeldern begegneten, dennoch konnte die Medizin die geringe Verwesung der „Vampire“ bereits auf fehlenden Kontakt zu Sauerstoff der Begrabenen zurückführen. Und auch das Herrscherhaus glaubte nicht an die Geschichten. Dennoch arbeiteten die österreichischen Behörden am Ende dreißig Jahre lang daran, den Vampirglauben auszutrocknen. Aber der Mythos des Vampires hat sich bis heute gehalten und jede Person in unserer Gesellschaft weiß etwas mit dem Begriff anzufangen. Allein das Wort sorgt dafür, dass uns unzählige Erzählungen in den Sinn kommen, angefangen bei Graf Dracula bis hin zu den modernsten Adaptionen.
Folie 6 – Ein Mythos ist entstanden
Folie 7 - Auf der rechten Seite im Stil des Scherenschnitts oder des Schattenspiels Seitenansicht eines Vampirs. Nur sein Kopf ist zu sehen. Die Augen sind geschlossen  Auf der linken Seite der Text: Richten wir nun den Blick auf ein paar Merkmale, die wir aus dieser Vampirgeschichte herauskristallisieren können.
Folie 7 – Merkmale eines Diskurses
Folie 8 - Auf der rechten Seite im Stil des Scherenschnitts oder des Schattenspiels Seitenansicht eines Vampirs. Nur sein Kopf ist zu sehen. Die Augen sind geschlossen  Auf der linken Seite der Text: 1. Die breite Bevölkerung hat nur ein grobes medizinisches Verständnis und kann sich den Verwesungszustand der Leichen nicht erklären, so wird der Vampir erfunden. 2. Der Vampir ist nicht aus dem Nichts entstanden, sondern beruht auf bereits existierenden Gruselgeschichten wie der Wiedergänger oder der Nachzehrer. 3. Es wird ein Feindbild erschaffen, um Ängste vor dem Unerklärlichen zu fokussieren. 4. Die Geschichten wird durch moderne Medien verbreitet. 5. Einfache Erklärungen werden komplexen     Informationen vorgezogen. 6. Mancher nutzt die Falschinformationen zu seinem Vorteil und manipuliert sie gezielt.
Folie 8 – Merkmale eines Diskurses
Folie 9 - Die linke Seite zeigt eine Darstellung eines 
eines kleines Dorfes (KI generiert). Die Häuser bestehen aus Steinblöcken und Reetdächern, in der Ferne sieht man einen Kirchturm. Die Szene ist etwas düster, schwarze Vögel fliegen über den Dächern. Die Häuser liegt im Schatten, die hinteren Häuser verlieren sich ein einem Grau, fast wie einem Nebel, der sich über die Gebäude legt. Der grobe Weg, der sich durch das Dorf schlängelt ist leer, keine Person ist zu sehen. Die Darstellung hat etwas holzschnittartiges oder gar scherenschnittartiges.  Auf der rechten Seite der Text: Obwohl zwischen damals und heute 300 Jahre liegen, hat sich die Dynamik des Diskurses weniger verändert als vielmehr professionalisiert. Die Strukturen sind ähnlich, aber die Effizienz, wenn man so will, ist gestiegen. Dafür steht allein die Verbreitung von Neuigkeiten über die Sozialen Medien. Verbreitet wird, was verbreitet werden kann, ungeachtet des Wahrheitsgehalts. Untersuchungen zeigen, dass sich der Diskurs über Künstliche Intelligenz in seiner Struktur, seiner Dynamik und seinem Vorgehen (wenn wir so weit gehen wollen, dem Diskurs eine aktive Rolle zuzuschreiben) gar nicht so sehr von dem Diskurs über Vampire unterscheidet.
Folie 9 – Gemeinsame Merkmale von Diskursen
Folie 10 - Eine schwarze Seite mit dem Text: Dazu mehr im nächsten Teil. To be continued...
Folie 10 – To be continued

Weiterführende Literatur

Unterholzner, Bernhard (2019): Die Erfindung des Vampirs. Mythenbildung zwischen populären Erzählungen vom Bösen und wissenschaftlicher Forschung. Wiesbaden: Harrassowitz Verlag.

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